Update: Kehrtwende – entgegen der ursprünglichen Ankündigungen wird Apple PWAs nun wohl doch weiterhin unterstützen!
Apple entfernt mit dem Erscheinen von iOS 17.4 auf allen iPhones in der Europäischen Union den Support für Progressive Web Apps (PWAs). Sogenannte “Homescreen-Apps” sind ab iOS 17.4 nur mehr einfache Weblinks, die sich in einem Tab im gerade ausgewählten Default-Browser öffnen.
Eine gut geschriebene Webanwendung funktioniert natürlich auch in einem Browsertab. Es gehen damit aber wichtige Funktionalität verloren, die zur starken Verbreitung von PWAs als effizienter Alternative zu nativ erstellten Mobile-Apps beigetragen haben.
Für viele Unternehmen und Organisationen, die PWAs einsetzen, entsteht damit Handlungsbedarf.
In den vergangenen Jahren haben Progressive Web Apps (PWAs) die Art und Weise, wie wir digitale Dienste nutzen, revolutioniert. Sie bieten die Benutzerfreundlichkeit und das reibungslose Erlebnis nativer Apps, ohne dass Nutzer sie aus einem App Store herunterladen müssen. Apples Ankündigung, die Unterstützung von PWAs mit iOS 17.4 einzustellen, stellt Entwickler und Unternehmen vor neuen Herausforderungen.
Progressive Web Apps sind im Wesentlichen Websites, die so gestaltet und entwickelt wurden, dass sie sich wie eine native App verhalten und anfühlen. Sie nutzen moderne Web-Technologien, um eine hochwertige Benutzererfahrung zu bieten.
Im Fall von PWAs umfasst dies (im Gegensatz zu “normalen Websites”) auch die Offline-Funktionalität, Hintergrundaktualisierungen und den Zugriff auf Gerätehardware. Das ermöglicht die Umsetzung von Funktionen innerhalb einer PWA, die sonst nur nativen Apps vorbehalten sind.
Die Attraktivität von PWAs liegt in ihrer Vielseitigkeit und Effizienz. Sie sind plattformübergreifend kompatibel und können auf jedem Gerät mit einem Webbrowser ausgeführt werden. Dies reduziert den Entwicklungsaufwand erheblich. Zudem sind PWAs oftmals schneller und geringer vom Code-Umfang als ihre nativen Gegenstücke. Das kann eine bessere Benutzererfahrung bedeuten.
Ein weiterer Vorteil ist, dass PWAs nicht ausschließlich über den App-Store angeboten, sondern auch direkt installiert werden können. Die Veröffentlichung im App-Store sowie eine dann fortlaufend notwendige Wartung bedeuten zusätzlichen Aufwand.
Gerade bei Apps, die sich an einen begrenzten Anwenderkreis richten, ist der Umweg über den App-Store meist unnötig und ärgerlich. Typische Anwendungsbeispiele sind Apps, die innerhalb eines Unternehmens von den Mitarbeitern eingesetzt werden oder Apps, die nur für eine geschlossene Community bereitstehen.
Apple unterstützte seit Einführung von iOS 11.3 im März 2018 PWAs auf seinen Geräten. Nun konnten auch iOS-Nutzer, PWAs auf ihren Home-Bildschirmen speichern und sie ähnlich wie native Apps verwenden.
Mit iOS 17.4 wird dies nicht mehr möglich sein. Diese Entscheidung hat für Verwirrung und Enttäuschung in der Entwicklergemeinde gesorgt.
Mit der Einführung von iOS 17.4 reagiert Apple auf die Anforderungen des Digital Markets Act (DMA) der Europäischen Union, der eine faire Behandlung aller App- und insbesondere Browser-Anbieter verlangt. Dies wurde bislang von Apple noch nicht umgesetzt. Alle Browser mussten auf iOS zwingend die Webkit-Engine nutzen.
Der DMA zwingt Apple dazu, sein System für alternative Browser-Engines zu öffnen. Im Hinblick auf Progressive Web Apps sei die ausschließliche Unterstützung von PWAs durch WebKit ab dem 6. März 2024 eine unzulässige Bevorzugung dieser Engine.
Apple reagiert hierauf mit folgender Argumentation: Um PWAs weiterhin als Apps auf dem Homescreen anbieten zu können, müsse Apple die Nutzung alternativer Browser-Engines ermöglichen. Um nicht die Sicherheit zu kompromittieren, würde dies die Entwicklung neuer Schnittstellen im Betriebssystem erfordern – ein Vorhaben, das von Apple als zu aufwendig betrachtet wird.
Daher wird die Unterstützung von PWAs auf iOS-Geräten in der Europäischen Union eingestellt. “Homescreen-Apps” werden ab Version 17.4 lediglich als einfache Weblinks behandelt, die sich dann in einem neuen Tab des jeweils eingestellten Standardbrowsers öffnen.
Diese Änderung hat weitreichende Konsequenzen. Entwickler, die sich auf PWAs verlassen haben, um iOS-Nutzer zu erreichen, müssen ihre Strategie überdenken. Unternehmen, die in PWAs investiert haben, stehen vor der Herausforderung, ihre Anwendungen anzupassen oder alternative Lösungen zu finden. In vielen Fällen wird dies die Entwicklung einer nativen App erfordern.
Für Entwickler und Unternehmen, die von dieser Änderung betroffen sind, gibt es mehrere Alternativen.
Native Apps, die individuell für iOS, Android und ggf. weitere Plattformen entwickelt werden, können den Funktionsumfang der jeweiligen Endgeräte am besten ausnutzen. Sie erfordern jedoch erhebliche Ressourcen für die Entwicklung, Bereitstellung im App-Store und Wartung.
Eine andere Möglichkeit ist die Optimierung bestehender Webanwendungen als Mobile Website. Einige Vorteile von PWAs fallen hierdurch jedoch weg. Hier ist im Einzelfall zu prüfen, ob auf PWA-spezifische Funktionen verzichtet werden kann.
Eine weitere Alternative zur Entwicklung von nativen iOS-Apps ist die Programmierung sogenannter Hybrid-Apps. Hybrid-Apps werden ebenso wie native Apps für das Publishing in den App-Stores von Google und Apple entwickelt. Die Programmierung basiert hier jedoch nicht auf den nativen Programmiersprachen, sondern auf allgemeinen Webtechnologien (HTML, CSS, JavaScript). Dies kann insbesondere Entwicklungszeiten und Wartungsaufwand verringern. Nach der Programmierung werden die Apps dann mit entsprechender Software für die jeweilige Plattform (iOS, Android) kompiliert und in den App-Stores veröffentlicht.
Trotz Apples Entscheidung ist der Einsatz von PWAs auf anderen Plattformen weiterhin möglich und bietet Vorteile. Nach aktuellem Stand betrifft sie auch nur iOS-Nutzer in der EU.
Ihre Fähigkeit, eine nahtlose Benutzererfahrung über das Web zu bieten, macht PWAs zu einem wertvollen Werkzeug für Entwickler und Unternehmen. Inwiefern sich diese Technologieform künftig weiterentwickelt, ob Apple doch noch umschwenkt und wie andere Plattformen nun reagieren, bleibt abzuwarten.
Wenn du Unterstützung bei der Umstellung deiner PWAs benötigst oder die Entwicklung von Apps planst, sprich uns gerne an.
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